Veni creator Spiritus
Veni Creator Spiritus (Komm, Schöpfer Geist) ist wie die Sequenz "Veni Sancte Spiritus" einer der wenigen an die dritte göttliche Person, den Heiligen Geist, gerichteten Hymnen römischer Liturgie. Er ist auch dogmengeschichtlich bedeutsam.
Inhaltsverzeichnis |
Verfasser
Der Hymnus stammt aus dem 9. Jahrhundert und geht textlich auf den heiligen Rabanus Maurus zurück, wobei die siebte Strophe ursprünglich anders als der liturgische Text lautete.[1] Nach einer Hypothese Heinrich Lausbergs wurde er wohl nicht für die Synode von Aachen 809 verfasst, doch ist er wahrscheinlich in deren zeitlich-geistigem Umfeld entstanden.[2]
Liturgischer Gebrauch
Seinen liturgischen Ort hat der Hymnus im Stundengebet in der Vesper ab Christi Himmelfahrt bis einschließlich zweiten Vesper von Pfingsten. Fakultativ (keine Verwendungspflicht) wird er bei der Bischofs- (CE 499), Priester- (CE 527, 569), Diakonen (CE 551, 569), bei der Profess[3] und Jungfrauenweihe[4], bei Kirch-[5] und Altarweihe, zur Eröffnung von Segensfeiern (z. T. von Gesten begleitet),[6] sowie zum Beginn von Synoden[7] und beim Einzug der Kardinäle ins Konklave.[8]
Der Hymnus wurde vor der Liturgiereform 1970 zusätzlich zur Terz des Pfingstfestes und der Pfingstoktav verwendet. Außerdem wurde er im Mittelalter gelegentlich auch während der Messe (Vormesse, Epiklese) oder (neben der Antiphon Veni Sancte Spiritus) zu Beginn geistlicher Übungen verwendet.[9]
Geschichte
Im 10. Jahrhundert fand der Hymnus Aufnahme in die Tagzeitenliturgie von Pfingsten. Er ist erstmals auf der Synode von Reims (1049) im Kontext einer Kirchenversammlung nachweisbar. Die Aufnahme in Pontifikalriten, v.a. in die Weihe- und Professliturgie, erfolgte verzögert. Für das Mittelalter und darüber hinaus sind zahlreiche Verwendungsmöglichkeiten vor und während der Messe, in der Tagzeitenliturgie sowie bei anderen Riten und Anlässen bekannt. Der lateinische Text ist nicht einheitlich überliefert (AHMA 50, 193f.; ursprünglich sechs ambrosianische Strophen, siebte doxologische Strophe ist sekundär für die heute in der Liturgie verwendete Version wurden die humanistischen Textkorrekturen des 16. Jahrhunderts beseitigt; lat. Fassung [6 Strophen]: LitHor 2, 731 795 812, Stundenbuch 2, 612, Gotteslob 2013, Nr. 341).[10]
Das Veni creator spiritus ist "eminent populär" (Aimé-Georges Martimort) und Bestandteil des ökumenischen Liedgutes. Es fand Widerhall in Musik (z.B. bei Gustav Mahler, Symphonie n. 8, 1. Satz) und Dichtkunst (z.B. bei Franz Werfel).[11]
Der verwendete liturgische Text
| Lateinischer Text:[12] | Deutsche Übertragung von Heinrich Bone[13] | Deutsche Übertragung von Friedrich Dörr [14] |
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1. Veni, creátor Spíritus, 2. Qui díceris Paráclitus, 3. Tu septifórmis múnere, 4. Accénde lumen sénsibus, 5. Hostem repéllas lóngius 6. Per te sciámus da Patrem 7. Déo Pátri sit glória, et Fílio, |
1. Komm, Schöpfer Geist, kehr bei uns ein, 2. Der du der Tröster wirst genannt, 3. O Schatz, der siebenfältig ziert, 4. Zünd an in uns des Lichtes Schein, 5. Treib weit von uns des Feinds Gewalt, 6. Den Vater auf dem ew´gen Thron 7. Dem Vater Lob im höchsten Thron |
1. Komm, Heilger Geist, der Leben schafft, 2. Komm, Tröster, der die Herzen lenkt, 3. Dich sendet Gottes Allmacht aus 4. Entflamme Sinne und Gemüt, 5. Die Macht des Bösen banne weit, 6. Lass gläubig uns den Vater sehn, 7. Den Vater auf dem ewgen Thron |
Möglicher vollkommener Ablass
Wenn der Hymnus an Pfingsten in einer Kirche oder öffentlichen Kapelle gesungen wird, kann ein vollkommener Ablass unter den gewöhnlichen Bedingungen erlangt werden, ebenso an Neujahr, um die Kraft Gottes für den Verlauf des gesamten Jahres herabzurufen (vgl. Enchiridion indulgentiarum 1999).
Rezeption in der Musik (Auswahl)
Chorwerke
- Joseph Renner, Veni Creator Spiritus, Chor 8-stimmig (1900).
- Carl Orff, Veni Creator Spiritus, für zwei Chöre (1953).
- Johann Nepomuk David, Veni Creator Spiritus, für gemischten Chor (1957).
- Walter Steffens, Veni, Creator Spiritus, für Klavier und gemischten Chor (1981).
- Carlo Pedini, Veni Creator Spiritus, für Flöte, Chor und Orgel (2000).
Orchesterwerke
- Gustav Mahler, Thema Veni Creator Spiritus im 1. Satz der Symphonie No. 8 (1910).
- Karol Szymanowski, Veni Creator, Sopran-Solo, Chor und Orchester (1930).
- Hermann Schroeder, Veni Creator Spiritus, Hymnus für großes Orchester (1961).
- Ross Edwards, Veni Creator Spiritus, für Streichorchester (1997).
Orgelwerke
- Johann Gottfried Walther, Komm, Gott Schöpfer, Heiliger Geist, 3 Choralvorspiele für Orgel.
- Johann Sebastian Bach, Komm, Gott Schöpfer, Heiliger Geist, Choralvorspiel für Orgel (BWV 667).
- Maurice Duruflé, Prélude, Adagio et Choral varié sur le Veni Creator, für Orgel op. 4 (1930).
- Zoltán Gardonyi, Partita sopra Veni Creator Spiritus, für Orgel (1958).
- Jean Langlais, Trois Méditations sur la Sainte Trinité, für Orgel (1962).
- Peter Maxwell Davies, Veni Creator Spiritus, für Orgel op. 225 (2002).
- Ludger Stühlmeyer, Komm, Heilger Geist, der Leben schafft, Choralbearbeitung für Orgel-Solo (2016). Erzbischof Nikola Eterovic zugeeignet.
Literatur
- Raniero Cantalamessa: Komm, Schöpfer Geist. Betrachtungen zum Hymnus Veni Creator. Mit einem Vorwort von Joseph Ratzinger. Herder Verlag 2007 (448 Seiten; ISBN 978-3-451-29161-6 Pp.; ISBN 3-451-29161-4 Pp.).
- Deutsche Übertragung: Ecclesia orans, Die Hymnen des Breviers in Urform und neuen deutschen Nachdichtungen von Dr. Hans Rosenberg Herder & Co. G.M.B.H. Verlagsbuchandlung 1923, Erste Abteilung, S. 139+141 (Imprimatur Friburgi Brisgoviae, die 7 Iunii 1923 Dr. Mutz, Vic. Gen).
- Deutsche Übertragung: Friedrich Wolters (Hrsg): Hymnen und Sequenzen. Übertragungen aus den Lateinischen Dichtern der Kirche vom IV. bis XV: Jahrhundert. Georg Bondi Verlag Berlin 1922, S. 68+69 (2. Ausgabe; 175 Seiten).
Weblinks
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Veni, creátor Spíritus - Pfingstmusik aus Estland Hortus Musicus (Kathtube am 9. Mai 2008) (Länge: 2:53 Min.) (mit sieben Strophen)
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Veni Creator Spiritus lat. (leicht veränderter) Text mit englischer Übersetzung und Noten - von Adrian Fortescue (21. Mai 2015) (Länge: 3:08 Min.) (mit sieben Strophen)
-
Veni, creátor Spíritus - Mailänder Schola Gregoriana Mediolanensis (Kathtube am 28. April 2012) (Länge: 9:44 Min.) (mit Noten; sechs Strophen)
Anmerkungen
- ↑ So die deutsche Wikipedia.
- ↑ Stefan Langenbahn in: LThK 3. Auflage, Band 10, Sp. 591.
- ↑ Siehe Feierliche Profess unserer Sr. Raphaela Brüggenthies OSB
- ↑ Siehe die Junfrauenweihe im Pontifikale
- ↑ Weihe einer neuen Kirche
- ↑ Stefan Langenbahn in: LThK 3. Auflage, Band 10, Sp. 591+592.
- ↑ z.B. beim II. Vatikanum.
- ↑
Veni Creator Spiritus im Konklave 2013 (12. März 2013) (Länge: 4:52 Min.) (mit sechs Strophen).
- ↑ Lucas Kunz in: LThK 2. Auflage, Band 10, Sp. 665.
- ↑ Stefan Langenbahn in: LThK 3. Auflage, Band 10, Sp. 591+592.
- ↑ Stefan Langenbahn in: LThK 3. Auflage, Band 10, Sp. 591+592.
- ↑ Geborgen in Gott, Tag- und Nachtgebete", Adamas Verlag Köln 1999, S. 90+91 (5. Auflage; kirchliche Druckerlaubnis durch Kardinal Joachim Meisner; Gotteslob 2013, Nr. 341 (ohne letzte Strophe); Gotteslob 1975, Nr. 240 (ohne letzte Strophe).
- ↑ Tag- und Nachtgebete", S. 90+91; von Heinrich Bone 1847 im Gotteslob 2013, Nr. 351 oder 1975, Nr. 245 - es fehlt die 6. Strophe; angegebene 6. Strophe ist die Siebte.
- ↑ 1971; Gotteslob 1975, Nr. 241 bzw. 2013, Nr. 342 (ohne letzte Strophe).