Abbé Dumoulin
Abbé Dumoulin, (in manchen Quellen auch fälschlich 'Doumoulin') katholischer Priester im 19. Jahrhundert, Pfarrer in der Erzdiözese Aix, Bekenner des Beichtgeheimnisses.
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Biografie
Abbé Dumoulin leitete in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts eine Pfarrei im Erzbistum Aix in Frankreich. In seiner Pfarrei bestand ein Wohltätigkeitsverein unter dem Vorsitz einer gewissen Madame Blanchard, der um 1888/1889 die Summe von 12.000 Francs für einen guten Zweck gesammelt und bei ihm hinterlegt hatte. Als Madame Blanchard das Geld wieder abholen wollte, um es seinem Verwendungszweck zuzuführen, bekam der Mesner (Sakristan), ein Mann namens Kloser, der ihr die Tür öffnete, dies mit. Er lauerte ihr in einem aufgehobenen Kloster, durch das ihr Rückweg aus der Wohnung des Pfarrers führte, auf. Abbé Dumoulin hatte ihr noch angeboten, sie durch das Kloster bis zur Pforte zu begleiten, was sie jedoch abgelehnt hatte, da sich der Geistliche an diesem Tag nicht ganz wohl gefühlt hatte. So geriet sie in Klosers Hände, der sie mit einem zuvor aus der Küche des Pfarrhauses entwendeten Messer ermordete, das Geld an sich nahm und damit untertauchte.
Als Madame Blanchard abends noch immer nicht zu ihrer Familie zurückgekehrt war, wurde nach ihr gesucht. Erst vier Tage später fand man ihren Leichnam in einer Zelle des alten Klosters. Bei weiteren Nachforschungen wurden im Pfarrhaus das mit menschlichem Blut behaftete Messer sowie das Tuch, in dem Madame Blanchard das Geld eingewickelt hatte, gefunden. Aufgrund dieser Funde und weil der Pfarrer nach seinem eigenen Bekunden der letzte gewesen war, der das Mordopfer lebend gesehen hatte, fiel der Verdacht auf ihn und er wurde vor dem Strafgericht in Aix-en-Provence des Raubmordes angeklagt und schuldig gesprochen. Von der Verhängung der Todesstrafe wurde angesichts seines priesterlichen Standes und da es lediglich Indizienbeweise gab, abgesehen. Stattdessen wurde Abbé Dumoulin zu lebenslanger Zwangsarbeit und Deportation nach Nouméa in Neukaledonien verurteilt.
Erst im Herbst 1891 bekannte der Mesner Kloser, schwer erkrankt und von Gewissenbissen getrieben, öffentlich, daß er die Tat begangen und die blutverschmierte Tatwaffe sowie das Taschentuch, in dem sich das Geld befunden hatte, anschließend im Pfarrhaus versteckt hatte. Am Tag der Auffindung der Leiche oder am Folgetag habe er Gewissensbisse bekommen und daher den Raubmord bei Abbé Dumoulin persönlich gebeichtet.
Der Abbé hatte daher während seines Prozesses, aus Furcht, das Beichtgeheimnis zu verletzen, nicht zu erwähnen gewagt, daß auch Kloser der Mörder sein könnte und Zugang zur Tatwaffe gehabt hatte, was er ohne dessen Bekenntnis in der Beichte sicher getan hätte.
Nach Klosers Geständnis wurde der Fall Anfang 1892 vor dem Obergerichtshof in Aix neu aufgerollt. Der Abbé wurde freigesprochen und konnte nach drei Jahren Zwangsarbeit auf Neukaledonien in seine Pfarrei zurückkehren und seinen priesterlichen Dienst wiederaufnehmen.
literarische Darstellungen
- In dem Roman "Ein Opfer des Beichtgeheimnisses", 10. Auflage, Freiburg im Breisgau 1906, den er in der Pfarrei Sainte Victoire rund 25 Kilometer östlich von Aix-en-Provence spielen läßt, schildert Joseph Spillmann den Mordfall, die Verurteilung, Deportation und Rehabilitation von Abbé Dumoulin, wobei er aus Rücksicht auf den damals noch lebenden Abbé dessen Namen in "François Montmoulin" verfremdet und auch den Namen des tatsächlichen Mörders in "Arthur Loser" abwandelt. Die Bekehrung des Küsters geschieht bei ihm an dessen Emigrationsort in Valparaiso in Chile, wohin sich Loser alte Zeitungen aus Frankreich schicken läßt, aus denen er zu seiner Bestürzung erfährt, daß sein Beichtvater strengstes Stillschweigen bewahrt und lieber das Todesurteil, das erst nachträglich im Wege der Begnadigung in eine Verurteilung zu lebenslanger Zwangsarbeit in Neukaledonien abgewandelt wurde, auf sich genommen hatte als den wahren Schuldigen zu benennen. Loser kehrt daraufhin nach Frankreich zurück und wendet sich an Herrn Meunier, den Verteidiger des Abbé, dessen Namen er ebenfalls aus der Zeitung erfahren hatte, um sich mit seiner Hilfe dem Gericht zu stellen und die Wiederaufnahme des Verfahrens gegen Abbé Montmoulin und dessen Freisprechung zu erwirken.
- "Raubmörder in der Soutane?" von Joseph Spillmann/Wolfgang Goderski, erschienen im Derscheider Verlag, und "Siegel des Schweigens" von Josef Spillmann, erschienen im Verlag Ludwig Auer, Donauwörth 1953, bieten jeweils eine Kurzfassung des Romans "Ein Opfer des Beichtgeheimnisses" von Joseph Spillmann.
- Unter dem Titel "Raubmord, Beichte, Lebenslänglich verbannt", erschienen im SJM-Verlag, Neusäß 2005, ISBN 978-3-932426-32-2 [1] bietet Wolfgang Goderski eine Neubearbeitung des Romans "Ein Opfer des Beichtgeheimnisses" von Joseph Spillmann, wobei er einige neue Elemente hinzufügt, so zum Beispiel, daß Loser während der Beichte über das Ansinnen des Priesters, alle schweren Sünden seit seiner letzten, bereits dreißig Jahre zurückliegenden Beichte zu bekennen, derart wütend wird, daß er ihn mit der Beichtstola würgt. Die dadurch entstandenen Falten in der Stola werden von der Polizei später so interpretiert, daß der Pfarrer Madame Blanchard vor dem Messerstich mit der Stola erdrosselt habe. Außerdem läßt Goderski seinen Helden nach zwei Jahren in der Verbannung aufgrund der schweren Arbeit in den Kupferminen von Balaad (Balade) im Nordwesten von Neukaledonien sterben und so zu einem wirklichen Märtyrer des Beichtgeheimnisses werden.
dramatische Darstellung
Der als Hauptschullehrer in Wien tätige Schulbruder August Fickert (Ordensname: Fredulphus, Pseudonym: August Rodenbacher) schuf 1923 auf der Grundlage von Spillmanns Roman ein Schauspiel in fünf Aufzügen mit dem Titel "Ein Opfer des Beichtgeheimnisses". [1]
Verfilmung
Unter dem Titel "Die Tat des Abbé Montmoulin" wurde Spillmanns Roman im Jahr 1922 unter der Regie von Richard Hiller mit Wilhelm Thiele in der Hauptrolle verfilmt. [2]
Quellen
- Die Martyrer des Beichtsiegels in fünfzehn Lebensbildern vorgeführt von Georg Michael Schuler, geistlicher Rat und Stadtpfarrer in Würzburg, dritte vermehrte Auflage, Würzburg, F.X. Buchersche Verlagsbuchhandlung, 1905.
- Kapitel "Father Dumoulin" aus "The Gift of Confession. A Positive Approach to the Sacrament of Reconciliation" von Michael de Stoop, Connor Court Publishing, Sydney 2007.
- sowie die unten bei den Weblinks genannten Zeitungsberichte
Weblinks
- Artikel "Une erreur iudicaire. Le secret de la confession" in L'Évangéline, Band V, Nummer 10, vom Donnerstag, den 21. Januar 1892, Seite 2
- Artikel "Released from Prison" in Lowell Sun vom 6. Februar 1892, Seite 5
- Artikel "A Priest's Terrible Experience. Convicted Murder but Innocent. The Secrecy of the Confessional" in Freeman's Journal vom Samstag, den 23. April 1892, Seite 7
- und darauf basierend:
- Artikel "A Priest Wrongfully Accused of Murder" in Camperdown Chronicle vom Dienstag, den 17. Mai 1892, Seite 2
- Artikel "Murder Will Out" in The Colac Herald vom Dienstag, den 17. Mai 1892, Seite 3
- und darauf basierend:
- Artikel "A "Convict"" in Bendigo Advertiser vom Mittwoch, den 18. Mai 1892, Seite 3
- Artikel "An Unjust Conviction. Extraordinary case" in Wagga Wagga Advertiser vom Donnerstag, den 19. Mai 1892, Seite 2
- Bericht über Abbé Dumoulin in Williamstown Chronicle vom Samstag, den 21. Mai 1892, Seite 3, 1. Spalte, 2. Abschnitt
- Bericht über Abbé Dumoulin in Kilmore Free Press vom Donnerstag, den 26. Mai 1892, Seite 2, 6. Spalte, letzter Absatz
- Artikel "A Priest First" in Southland Times, Nummer 12034, vom 26. Mai 1892, Seite 2, letzter Absatz
- Bericht über Abbé Dumoulin im New Zealand Herald, 29. Jahrgang, Nummer 8888, vom 26. Mai 1892, Seite 5, 2. Spalte
- Bericht über Abbé Dumoulin in The North Eastern Ensign vom Freitag, den 27. Mai 1892, Seite 3, 1. Spalte, 4. Absatz
- Bericht über Abbé Dumoulin im Thames Advertiser, 25. Jahrgang, Nummer 7233, vom 27. Mai 1892, Seite 2, vorletzter Absatz
- Artikel "A Faithful Priest" in Timaru Herald, 54. Jahrgang, Nummer 5424, vom 27. Mai 1892, Seite 4
- Artikel "A Confessed Murder" in North Otago Times, 26. Jahrgang, Nummer 7375, vom 28. Mai 1892, Seite 4
- Artikel "A Sensational Release. A Priest Wrongly Condemned for Murder" in Bay Of Plenty Times vom 30. Mai 1892, Seite 2
- Bericht über Abbé Dumoulin in Bush Advocate, 7. Jahrgang, Nummer 630, vom 31. Mai 1892, Seite 2
- Bericht über Abbé Dumoulin in Tuapeka Times, 24. Jahrgang, Nummer 1901, vom 1. Juni 1892, Seite 5, 4. Absatz
- Artikel "Stranger than Fiction" im Star, Nummer 7297, vom 1. Juni 1892, Seite 3, letzter Absatz
- Artikel "Under Seal of Confession" in Feilding Star, 13. Jahrgang, Nummer 144, vom 2. Juni 1892, Seite 3
- Artikel "Stranger than Fiction" in The Mercury vom Donnerstag, den 2. Juni 1892, Seite 2, 9. Spalte
- Artikel "A Martyr to the Confessional" in Colonist, 35. Jahrgang, Nummer 7337, vom 3. Juni 1892, Seite 4
- Artikel "A Victim of Circumstantial Evidence" in Otago Daily Times, Nummer 9445, vom 4. Juni 1892, Seite 3
- Artikel "Abbe Dumoulin" in Inangahua Times, 17. Jahrgang, Nummer 39, vom 7. Juni 1892, Seite 3
- Artikel "Truth Stranger Than Fiction" in Poverty Bay Herald, 19. Jahrgang, Nummer 6888, vom 8. Juni 1892, Seite 4
- Bericht über Abbé Dumoulin in Nelson Evening Mail, 16. Jahrgang, Nummer 131, vom 8. Juni 1892, Seite 3
- Artikel " Wrongly Convicted" in Northern Star vom Samstag, den 11. Juni 1892, Seite 6
- Bericht über Abbé Dumoulin in Wanganui Herald, 26. Jahrgang, Nummer 7739, vom 13. Juni 1892, Seite 2, letzter Absatz
- Artikel "Faithful to his Trust" in Ashburton Guardian, 13. Jahrgang, Nummer 2693, 14. Juni 1892, Seite 2
- Artikel "The Seal of the Confessional" in Bruce Herald, 23. Jahrgang, Nummer 2382, vom 14. Juni 1892, Seite 3
- Artikel "A Priestly Sacrifice" in South Australian Register vom Dienstag, den 21. Juni 1892, Seite 5, 3. Spalte
- Bericht über Abbé Dumoulin in The Daily News vom Montag, den 12. September 1892, Seite 2, 8. Spalte, 8. Abschnitt
- Artikel "Murder Will Out" in Portland Guardian vom Mittwoch, den 14. September 1892, Seite 4
- Bericht über Abbé Dumoulin in The Inquirer & Commercial News vom Mittwoch, den 14. September 1892, Seite 4, 5. Abschnitt
- Artikel "A Priest's Sacrifice" in The Burrowa News vom Freitag, den 6. Januar 1893, Seite 4
- Artikel "Stranger than Fiction" in New Zealand Tablet, 29. Jahrgang, Nummer 4, vom 24. Januar 1901, Seite 3
- und darauf basierend:
- Artikel "A Priest and the Confessional" in Hawke's Bay Herald, 27. Jahrgang, Nummer 9293, vom 31. Mai 1892, Seite 2
- Artikel "Circumstantial Evidence" in The Daily News vom Donnerstag, den 16. Juni 1892, Seite 3
- und darauf basierend:
- Artikel "A Hero" in The Horsham Times vom Dienstag, den 7. Juni 1892, Seite 4
- Bericht über Abbé Dumoulin in The Sacred Heart Review, 9. Jahrgang, Nummer 2, vom 3. Dezember 1892, Seite 16, 3. Spalte, letzter Absatz
- Artikel "Un martyr" im Journal de l'Ain, 74. Jahrgang, Nummer 148, vom Mittwoch, den 14. Dezember 1892, Seite 2
- Artikel "Une erreur iudicaire" im Courrier des Alpes, 51. Jahrgang, Nummer 150, vom Donnerstag, den 15. Dezember 1892, Seite 3
- Artikel "Un Prètre, Martyr du secret de la confession" in La Croix de la Drome, 2. Jahrgang, Nummer 67, vom Sonntag, den 18. Dezember 1892, Seite 1
- Bericht über Abbé Dumoulin in New Zealand Tablet, 21. Jahrgang, Nummer 18, vom 17. Februar 1893, Seite 15, 3. Absatz
- Artikel "The Seal of the Confessional" in The Sacred Heart Review, 10. Jahrgang, Nummer 2, vom 3. Juni 1893, Seite 12
- Artikel "The Secret of the Confessional" in New Zealand Tablet, 25. Jahrgang, Nummer 48, vom 1. April 1898, Seite 16
- Bericht über Abbé Dumoulin in Freeman's Journal vom Samstag, den 16. April 1898, Seite 13, 4. Spalte 5. Abschnitt
- Bericht über Abbé Dumoulin in Zeehan and Dundas Herald vom Freitag, den 22. April 1898, Seite 2, 3. Spalte, 8. Absatz
- Artikel "The Best-guarded Secret" in New Zealand Tablet, 34. Jahrgang, Nummer 7, vom 15. Februar 1906, Seite 2, letzter Absatz
- Artikel "Innocent Priests Convicted" in Freeman's Journal vom Donnerstag, den 8. Oktober 1925, Seite 16, 2. Spalte