Galileo Galilei
Der mit Galilei befreundete Papst Urban VIII. fühlte sich überdies beleidigt dadurch, dass Galilei ihm in seinem Dialogo die Rolle des Simplicio, des Einfältigen zugedachte, der das geozentrische Weltbild lehrte. Dabei war gerade dieser Papst der Wissenschaft gegenüber äußerst aufgeschlossen eingestellt. Galilei, dessen unbestrittene wissenschaftliche Meriten von der Nachwelt häufig überbetont werden, unterwarf sich dem zweideutigen Urteil der Inquisition, setzte seine Forschungen unter Aufsicht fort und starb 1642 versöhnt mit der Kirche. Eine Rehabilitation war schon deshalb im Rechtssinne nicht möglich, da Galilei selbst seine Position preisgegeben hatte.
Wie Walter Brandmüller herausgearbeitet hat, muss man aus heutiger Sicht der Inquisition hinsichtlich ihres Wissenschaftsbegriffs, Galilei aber hinsichtlich seiner Bibelauslegung zustimmen; d.h. die Kompetenzüberschreitung war gegenseitig verkehrt.
Die wissenschaftliche Nachwelt schuf den Mythos vom Inquisitionsopfer und Vorkämpfer für die Geistesfreiheit, der Galilei als päpstlicher "Günstling" zu Lebzeiten keineswegs war. Allerdings hat der Fall Galilei dem Katholizismus ein Jahrhunderte währendes Problem mit den Folgen dieses beiderseits partiell irrtumsbehafteten Verfahrens eingetragen, wenngleich ähnlich fehleranfällige Inquisitionsprozesse (gerade deswegen) an der römischen Kurie nicht wieder vorgekommen sind.
Am 31. Oktober 1992 hat Papst Johannes Paul II. anlässlich einer Ansprach vor der päpstlichen Akademie der Wissenschaften den (einzigen bekannten) Übergriff der Inquisition auf ein Gebiet, für das sie per definitionem selbst keine Kompetenz besaß, offen eingeräumt.
