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Gonzalo Fernández de Oviedo y Valdés

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Gonzalo Fernández de Oviedo y Valdés (* 1478 in Madrid; † 26. Juni 1557 in Valladolid) war ein spanischer Chronist, Schriftsteller und Kolonialadministrator.

Inhaltsverzeichnis

Biografie

Gonzalo Fernández de Oviedo y Valdés verbrachte als Sproß einer wohlhabenden asturischen Familie eine Kindheit am Hof der „Katholischen Könige“ Ferdinand von Aragón und Isabella von Kastilien. 1491 wurde er Schildknappe des spanischen Thronfolgers Johann, Prinz von Asturien. In dieser privilegierten Stellung erlebte Oviedo y Valdés das für Spanien epochale Jahr 1492, die Rückeroberung der letzten maurischen Bastion Granada und die Entdeckung Amerikas durch Kolumbus, dessen Söhne ebenfalls in Diensten Johanns standen.

Nach dem Tod Johanns (1497) verließ Oviedo y Valdés den Hof und ging nach Italien. 1498 war er in Mailand für kurze Zeit Diener Ludovico Sforzas, lernte Künstler wie Leonardo da Vinci und Andrea Mantegna kennen und begleitete Juan de Borgia auf zahlreichen Reisen durch verschiedene italienische Städte. 1500 lernte Oviedo y Valdés auf Sizilien Gonzalo Fernandez de Cordoba kennen, dessen Sekretär er 1512 werden sollte. Zuvor kehrte Oviedo y Valdés 1502 nach Spanien zurück, um nach dem Tod Isabellas (1504) wieder in die Dienste des Hofes einzutreten. 1506 heiratete er Margarita de Vergara, die jedoch kurz darauf verstarb. 1507 erfolgte die Bestellung Oviedo y Valdés’ zum Notar, im gleichen Jahr wurde er Sekretär beim Rat der Heiligen Inquisition. 1508 heiratete Oviedo y Valdés erneut (Catalina Rivafecha) und arbeitete bis 1511 als Notar in Madrid. 1514 fährt Oviedo y Valdés erstmals nach Amerika. In Santo Domingo wird er zum Administrator der Goldschmelzen ernannt. Nach seiner Rückkehr (1523) übernimmt er das Amt des königlichen Berichterstatters für Westindien, ab 1532 als offizieller Historiograph des Hofes.

Obwohl seine politische Karriere unterdessen noch zwei wichtige Höhepunkte erfahren sollte (1526 wird er Gouverneur von Antigua und 1535 Statthalter von Santo Domingo; ein Amt, das er zehn Jahre lang inne hatte), blieb Oviedo y Valdés der Nachwelt vor allem durch seine historiographische Tätigkeit in Erinnerung. In den Jahren 1535 bis 1552 entstand sein 20bändiges Hauptwerk La historia general y natural de las Indias, islas y tierra-firme del mar océano, das seinen Ruhm als Chronist begründete. Das Besondere an dieser umfangreichen Dokumentation ist der Umstand, dass Oviedo y Valdés in seinem Amt als Hofhistoriograph fünf längere Reisen in die Kolonien unternahm, um sich selbst ein genaues Bild von der dortigen Situation zu machen, eine wichtige Voraussetzung für die Glaubwürdigkeit der detaillierten Darstellung. Historische Bedeutung erlangte Oviedo y Valdés’ Historia general insbesondere als Referenz im Disput um die Legitimation der spanischen Herrschaftspraxis in den Kolonien, der zwischen Juan Ginés de Sepúlveda und Bartolomé de Las Casas im Rahmen der Junta de Valladolid (1550-1552) ausgetragen wurde. Während Sepúlveda seine kolonistische Position auf Oviedo y Valdés’ Darstellung stützt, wirft Las Casas Oviedo y Valdés vor, sein Werk enthalte "ebenso viele Lügen wie Seiten", was jenen zu einer eigenen, gleichwohl ebenso parteiischen Darstellung motivierte, der Brevísima relación de la destrucción de las Indias occidentales (1552). Trotz der mangelnden Neutralität eines Hofhistoriograph gilt die Historia general nach wie vor als wichtige, da einzige vollständige Quelle für die Zeit der Eroberung Amerikas und die Konsolidierungsphase der spanischen Kolonialherrschaft im ersten Drittel des 16. Jahrhunderts; das Werk wurde 1851-1855 von der spanischen Real Academia de la Historia unter der Leitung von José Amador de los Ríos erstmals komplett editiert und veröffentlicht.

1545 kehrte Oviedo y Valdés nach Spanien zurück, um in den letzten Lebensjahren auch belletristische Literatur zu verfassen, u. a. seinen zweiten Roman – bereits 1519 entstand der Ritterroman Don Claribalte – mit dem Titel Las Quinquagenas de la nobleza de España (1555), in dem in kuriosen und moralisierenden Anekdoten Gerüchte über berühmte Zeitgenossen Oviedo y Valdés’ verarbeitet sind. Oviedo y Valdés starb 1557 in Valladolid im Alter von 79 Jahren.

Werk

Übersicht

  • Don Claribalte (1519)
  • Sumario de la natural y general historia de las Indias (1526)
  • La historia general y natural de las Indias, islas y tierra-firme del mar océano (1535-1552)
  • Las Quinquagenas de la nobleza de España (1555)

Ausgabe der Historia general

La Historia general y natural de las Indias, islas y tierra-firme del mar océano por el Capitán Gonzalo Fernández de Oviedo y Valdés, hg. im Auftrag der Real Academia de la Historia von José Amador de los Ríos. Madrid

  • Erste Auflage: 1851-1855
  • Zweite Auflage: 1944-1945
  • Dritte Auflage: 1959

Literatur

  • E. Cardenal: Fernández de Oviedo nos habla de los frutos y animales del Nuevo de Mundo. In: Memoria del congraso sobre el mundo Centroamericano de su tiempo. V. Centenario de Gonzalo Fernández de Oviedo y Valdés, Costa Rica 1980, 473-376
  • M. Erdheim: Anthropologische Modelle des 16. Jahrhunderts: Oviedo (1478-1557), Las Casas (1475-1566), Sahagún (1499-1540), Montaigne (1533-1592). In: W. Marshall (Hrsg.): Klassiker der Kulturanthropologie. Von Montaigne bis Margaret Mead. München 1990, 19-50
  • M. Erdheim: Anthropologische Modelle des 16. Jahrhunderts. Über Las Casas, Oviedo, Sahagún. In: K.-H. Kohl (Hrsg.): Mythen der Neuen Welt. Zur Entdeckungsgeschichte Lateinamerikas. Berlin 1992, 57-67
  • A. Gerbi: Nature in the New World: From Christopher Columbus to Gonzalo Fernández de Oviedo y Valdés. Pittsburgh 1986
  • K. A. Myers, Fernández de Oviedo’s Chronicle of America: A New History for a New World. Austin 2008

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